Irmela Wiemann. Ausschreibungstexte und Präsentationen meiner Seminare, Vorträge und Workshops


Zu folgenden Themen halte ich Vorträge, Workshops und Seminare. Unter der Überschrift finden Sie einen Ausschreibungstext zu den Inhalten der jeweiligen Fortbildung. Einige Druckvorlagen des fachlichen Inputs können Sie dort auch herunterladen.


Gelingende Bindungen in Pflegefamilien

Zunächst einmal hat jeder kleine Mensch ein immens starkes angeborenes Bedürfnis, sich an die Bezugspersonen, mit denen es zusammenlebt, zu binden. Nach frühen Traumatisierungen kann sich Einlassen jedoch bedeuten »Ich bin abhängig und ausgeliefert, alles ist aus«. Dazu führt die frühe Erfahrung, von den ersten Eltern fortgegeben worden zu sein bei vielen Kindern zu dem unbewussten oder offenen Programm: »Vielleicht muss ich hier auch wieder fort.« In das ursprüngliche Bedürfnis nach Bindung, mischt sich je nach Intensität und Häufigkeit der frühen Trennungen bzw. Ohnmachtserfahrungen eine kleine oder größere Portion Bindungsangst und Bindungsmisstrauen. Ergebnis ist ein starkes Streben nach Autonomie sowie Kontrollbedürfnisse. So können viele fremd platzierte Kinder nur schwer zulassen, ihren neuen Bindungspersonen ganz zu vertrauen. Manche »kündigen« vorsorglich von sich aus die Beziehung immer mal wieder auf.

Wie können Bezugspersonen den Alltag gestalten und das Kind stärken? Welche Hilfestellungen brauchen die Kinder und welche inneren Haltungen, aber auch welche Unterstützung brauchen die Bezugspersonen, um diese schwierigen Situationen zu meistern?

Fragen und Beispiele der Teilnehmenden sind willkommen.

Methoden:
Vermittlung von Fachwissen, Rollenspiele und Skulpturarbeit, Arbeit an inneren Haltungen, Üben Konkreter Handlungsschritte und Interventionen.


Was ist denn nur mit Paula und Yunis los?
Pädagogischer Alltag mit traumatisierten Pflege- und Adoptivkindern

Wir wissen heute, dass frühe Stresserfahrungen und Traumatisierungen oft lebenslang eine erhöhte Verwundbarkeit, eine teilweise veränderte Wahrnehmung der Welt und viele »abweichende Verhaltensweisen« auch schon bei sehr jungen Kindern mit sich bringen. Viele Mädchen und Jungen, die frühe Brüche im Leben hatten können sich selbst nicht gut steuern und Konsequenzen ihres Handelns nur schwer einschätzen. Viele von ihnen führen einen inneren Kampf zwischen Bindungsbedürfnis und Selbstbestimmung, sind »allergisch« gegen Fremdsteuerung und kämpfen um Autonomie. Oft wollen sie andere steuern, im Mittelpunkt stehen, wollen alles unter Kontrolle haben.
Expert*innen gehen davon aus, dass durch traumatische Ereignisse nur ein Teil der kindlichen Persönlichkeit verletzt wird. Ein anderer Teil verfügt über vielfältige Selbstheilungskräfte und Ressourcen. Klassische Pädagogik kann sich auf diese Kinder schädlich auswirken. Aus Sanktionen können sie nicht das lernen, was die Bezugspersonen beabsichtigen. Die Kinder geraten in neue Not. Wie kann eine an traumapädagogisichen Prinzipien orientiertes Zusammenleben im Alltag aussehen? Welche inneren Haltungen brauchen die Bezugspersonen? Wie können die Selbstheilungskräfte der Kinder liebevoll aktiviert und gefördert werden?

Das Einbringen eigener Beispiele und Fragen der Teilnehmenden ist erwünscht.


Ich kann das sowieso nicht!
Was tun bei Hilflosigkeit und Widerstand gegenüber Leistungsanforderungen?

Viele Pflege- oder Adoptivkinder haben durch ihre frühen seelischen Verletzungen und die daraus veränderte Sicht der Welt oft nicht genug Energie und Selbstdisziplin zur Verfügung, um eine Leistung zur Zufriedenheit von Bezugspersonen, Pflege- oder Adoptiveltern, Schule und Gesellschaft zu erfüllen. Sehr schnell haben sie einen Widerwillen gegen Anforderungen und das Gefühl, überfordert zu sein.

Manche Bezugspersonen sind sich nicht im Klaren darüber, ob das Kind etwas nicht lernen und verstehen kann oder ob es dies nicht will. Doch dies ist nicht einfach zu klären. Es fehlt den jungen Menschen oftmals die Kraft, sich in eine Aufgabe »hineinzuknien«, sich anzustrengen. Sie geben schnell auf und resignieren. Ein »Du musst« vonseiten des Erwachsenen kann bei ihnen Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit, das Gefühl bedroht zu sein, auslösen. Folge: sie reagieren z.B. mit Aggression, Protest, Flucht, Resignation, Passivität, Ausweichen, Ablenken oder Aussteigen (Dissoziation). Wie Erwachsene in diesen Situationen reagieren können, welche inneren Haltungen sie benötigen, auf welche Weise sie die Kinder ermutigen können, soll an diesem Tag erarbeitet werden.

Fragen und Anliegen der Teilnehmenden sind willkommen.


»Deeskalation« in Pflege- und Adoptivfamilien
Was tun, wenn Kinder Wutausbrüche haben, die Selbstkontrolle verlieren oder provozieren?

Viele fremd platzierten Kinder (in Pflege- oder Adoptivfamilien oder Wohngruppen) haben sehr schnell einen Widerwillen gegen Anforderungen und das Gefühl, überfordert zu sein. Eine Grenze, ein Nein von Seiten des Erwachsenen führt oft zu Wut, Aggression, Kontrollverlust. Was sind die Ursachen für diese Verhaltensweisen?

Was können Erwachsene in solchen akuten Situationen tun, um die Situation zu entspannen? Was sollten sie unterlassen? Und wie können sie präventiv handeln, um so die Reibungsflächen und Eskalationen zu reduzieren?

Wie Erwachsene in diesen Situationen reagieren können, welche tieferen inneren Haltungen sie benötigen, wie sie inneren Abstand gewinnen und trotz allem auf die Seite ihres Kindes gehen können, soll an diesem Tag erarbeitet werden.

Konkrete Fragen und Anliegen der Teilnehmenden sind willkommen.


Leben mit vertrauten Menschen
Großeltern und Verwandte als Pflegeeltern

Wenn Eltern ausfallen, dann springen weltweit Verwandte ein, um das Kind zu versorgen. Anders als bei der Fremdpflege werden Verwandte allmählich, manchmal auch plötzlich vor eine neue Lebenslage gestellt. Sie nehmen ein Kind auf, zu dem sie meist schon von Geburt an eine Bindung oder Beziehung hatten, mit dem sie vertraut sind, ein Kind, das sie lieben und dem sie eine Fremdunterbringung ersparen wollen. Nun sind sie eine Privatfamilie, die im öffentlichen Auftrag für dieses Kind sorgt.

Kinder in Verwandtenpflege haben in ihrem Leben weniger Wechsel und eine hohe Kontinuität der Bindungspersonen sowie eine größere Nähe zu ihren Wurzeln und zur Lebensgeschichte. Die aufnehmenden Verwandten haben eine langjährige Beziehung zumindest zu einem Elternteil des Kindes. Aber die Kontakte zu den leiblichen Müttern und Vätern verlaufen meist nicht unbelastet. Die Krise der leiblichen Eltern des Kindes ist zugleich eine Krise für die Großeltern und Verwandten, die einher geht mit Sorgen, Verzweiflung, Wut und Trauer.

Das alles lässt sich vom Kind nicht fernhalten.

Wie können Verwandte ihre angenommenen Kinder unterstützen? Wie können sie mit dem Kind über seine Eltern sprechen? Welche inneren Haltungen können sie gegenüber den Müttern oder Vätern, entwickeln, damit das Kind aus Loyalitätskonflikten entbunden wird und seine Lebenssituation verstehen und annehmen kann?

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmenden ist an diesem Fortbildungstag erwünscht.


Beziehung statt Erziehung

Wir wissen heute, dass frühe Stresserfahrungen oft lebenslange Verwundungen in Psyche und Körper mit sich bringen. Das Urvertrauen von Adoptiv- und Pflegekindern wurde schon früh erschüttert. Auf diesem Hintergrund wird alles, was die Erwachsenen tun und sagen vom Kind schnell als Bedrohung wahrgenommen. Erwachsene müssen dem Kind also eine Überdosis an Sicherheit und Wertschätzung zukommen lassen, um ihr Vertrauen und ihr Bindungssystem zu stärken, auch wenn das Kind abweichendes Verhalten zeigt. Die üblichen Erziehungsmethoden können sich schädlich auswirken. Aus Belehrungen, Konsequenzen und Sanktionen können seelisch verletzte Kinder nicht lernen, was die Erwachsenen beabsichtigen. Vor allem durch Strafen bekommt die Verbindung zu den elterlichen Bezugspersonen einen Riss.

Welche Hilfen benötigen die Kinder? Wie können ihr Selbstvertrauen und ihr Vertrauen in andere gestärkt werden? Und wie können ihre Selbstheilungskräfte liebevoll aktiviert werden? Welche inneren Haltungen brauchen die Eltern und andere Bezugspersonen?


Geschwisterbeziehungen in Pflegefamilien

Ob ein junger Mensch als Einzelkind aufwächst oder mit Brüdern oder Schwestern, ob mit älteren oder jüngeren Geschwistern, ob in einer Pflegefamilie mit leiblichen oder mit anderen angenommenen Kindern, das alles beeinflusst sie in ihrem aktuellen und späteren Sozialverhalten. Neben der Eltern-Kind-Beziehung prägt die Geschwisterbeziehung uns alle für unser künftiges Leben. Manche Pflegekinder leben als Einzelkinder in Pflegefamilien.

In Pflegefamilien gibt es eine besondere Dynamik zwischen leiblichen und angenommenen Kindern. Die jungen Menschen leben als Jeden-Tag-Geschwister in enger Alltagsvertrautheit zusammen in einer Familie, aber sie unterscheiden sich in ihrer biologischen Zugehörigkeit. Pflegekinder fühlen sich gegenüber den leiblichen Kindern ihrer sozialen Eltern oftmals benachteiligt. Auch leibliche Kinder fühlen sich gegenüber dem angenommenen Kind oft zurückgesetzt, weil dieses als seelisch verletztes Kind meist viel Kraft und Raum der Eltern für sich beansprucht. Oder es ist verunsichert, weil Pflegekinder durch ihre seelischen Verletzungen sich hin und wieder ganz anders verhalten als in ihrer Familie aufgewachsene Kinder. Auch für die annehmenden Eltern ist es manchmal nicht einfach, ihre inneren Haltungen und Gefühle gegenüber ihren unterschiedlichen Kindern für sich zu ordnen. Von welchem inneren Standort aus können sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden und ihnen auch im Umgang miteinander helfen?

Viele Pflegekinder haben Geschwister, die in anderen Familien, bei ihren Herkunftsfamilien oder im Kinderheim leben. Welchen Stellenwert haben dann die Geschwisterbeziehungen? Wie bedeutsam sind Kontakte unter Geschwistern, die nicht zusammenleben und wie können sie vor- und nachbereitet werden?

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmenden ist an diesem Tag erwünscht.


Leibliche Kinder in Pflegefamilien

Die zahlreichen Besonderheiten, die im Zusammenleben mit einem Pflegekind auftreten, führen häufig dazu, die Belastungen zu übersehen, die leibliche Kinder wegen der Pflegekinder mittragen. Nicht nur die Eltern zu teilen, sondern sie mit einem Kind zu teilen, das viel Unruhe in die Familie trägt, bedeutet für das leibliche Kind eine ganz große Herausforderung. Die Eltern können Schuldgefühle bekommen, weil sie dem eigenen Kind ein so schwieriges Familienleben abverlangen. Manche leiblichen Kinder bilden dann eine ganz enge Koalition mit ihren Eltern, werden zu ihren Helfern oder sie wünschen sich, das Pflegekind möge die Familie wieder verlassen. Die Gefühle gegenüber leiblichen Kindern und Pflegekindern dürfen verschieden sein. Beide Kinder haben ein sehr unterschiedliches Leben hinter sich. Sie sind und bleiben im Spiel-, Leistungs- und Sozialverhalten sehr verschieden.

Das Seminar gibt Anregungen, wie mit den ganz natürlichen und angemessenen Konflikten unter leiblichen Kindern und Pflegekindern umgegangen werden kann und welche Hilfen jedes Kind benötigt.

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmenden ist möglich und erwünscht.


Wenn Pflege- und Adoptivkinder den Kinderschuhen entwachsen
Neue Herausforderungen durch Pubertät und gesellschaftliche Anforderungen

Die Jahre vor und in der Jugend sind meist eine besonders anstrengende Zeit. Junge Menschen wollen in diesen Jahren herausfinden, wer sie sind und welchen Platz sie in der Gesellschaft einnehmen. Leistungsdruck in der Schule und der Vergleich mit gleichaltrigen Mädchen und Jungen setzt sie oftmals unter Stress. Hinzu kommen körperliche, hormonelle und seelische Veränderungen und Stimmungsschwankungen, bedingt durch die Pubertät. Die jungen Menschen möchten endlich frei davon sein, tagtäglich von Ihren Bindungspersonen gesteuert und eingegrenzt zu werden.

Für Pflege- und Adoptivkinder bekommt die Auseinandersetzung mit ihrem Status in ihrer annehmenden Familie als auch mit ihrer Herkunftsfamilie noch einmal eine neue Dimension: Bindungswunsch und Bindungsangst, Identitätskonflikte (Wer bin ich? Wem bin ich ähnlich? Kann ich die Standards meiner Pflegeeltern erfüllen?) werden erneut aktuell. Loyalitätskonflikte, der Schmerz fortgegeben zu sein, Folgen früher Trennungen und/oder Traumatisierungen stellen Pflege- und Adoptivkinder und ihre annehmenden Eltern vor große Herausforderungen. Die beiden Welten (jene, aus der das Kind kommt, und jene, in die es jetzt gehört) innerlich miteinander zu verbinden, fällt nicht immer leicht. Wie können annehmende Eltern die jungen Menschen unterstützen, mit ihren vielen Zusatzbelastungen leben zu lernen und Frieden mit ihrem atypischen Schicksal zu schließen?

Das Seminar wird praxisbezogen durchgeführt. Das Einbringen eigener Beispiele und Fragen der Teilnehmenden ist erwünscht.


In der Vergangenheit findest du die Zukunft
Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen

Wer bin ich? Wem gleiche ich? Wo gehöre ich hin? Warum musste ich von meiner Herkunftsfamilie fort? So lauten häufige (oft auch unausgesprochene) Fragen von Pflegekindern. Biografiearbeit hilft Kindern und Jugendlichen, ihre Lebenssituation besser zu verstehen und vielleicht auch einen ersten Schritt zu tun, mit ihrem besonderen Schicksal Frieden zu schließen. Wie kann ein Pflegekind eine gute Identität finden? Durch welche innere Haltung und durch welche Worte in einem Lebensbrief oder durch Themenseiten im Lebensbuch können Bezugspersonen ihr aufgenommenes Kind unterstützen, auch wenn die Herkunftseltern besondere Schwierigkeiten mitbringen?

Biografiearbeit kann schwierige Lebensereignisse nicht mildern. Sie kann aber als Arbeits-Methode dem Kind und dem Erwachsenen das Gespräch darüber erleichtern und die Integration in die eigene Geschichte und Persönlichkeit fördern. Dieser Kurs gibt eine erste Einführung in die Vielfalt biografischen Arbeitens mit Kindern und Jugendlichen.

Es wird auch an konkreten Fragestellungen aus dem Arbeitsfeld der Teilnehmenden gearbeitet.


Wie viel Wahrheit braucht ein Kind?
Alternativtitel: Morgen sag' ich es oder übermorgen…
Mit Kindern in Pflege- und Adoptivfamilien über schwierige Lebensthemen sprechen!

Die feinfühlige und ehrliche Beantwortung der (manchmal auch nicht vom Kind gestellten) Frage »Warum musste ich von meinen Eltern fort?« verbessert die Beziehung und das Vertrauen zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen.

Oftmals gibt es schwere und belastende Fakten und Erlebnisse im Vorleben der Kinder, bei denen sich die Bezugspersonen unsicher sind: Wann ist der geeignete Zeitpunkt, ein Kind oder einen jungen Menschen mit einer ungewöhnlichen Wirklichkeit zu konfrontieren? Welche Worte sind geeignet? Welche inneren Haltungen brauchen die Erwachsenen? Wie umgehen mit Geheimnissen? Welche Hilfen brauchen Kinder und Jugendliche, damit sie mit einer schweren Wirklichkeit leben lernen? Ziel ist, dass der junge Mensch mit dem Geschehenen ins Reine kommt und schrittweise Frieden schließen kann. bzw. das Schwere in sein Leben und seine Persönlichkeit integrieren kann. Wege und Methoden sollen bei dieser Fortbildung vorgestellt und erprobt werden.

Das Einbringen eigener Fragestellungen und Anliegen der Teilnehmenden ist willkommen.


Wer bin ich? Wem gleiche ich?
Die Identitätsentwicklung von Adoptiv- und Pflegekindern

Was Kinder über ihre Herkunftsfamilie von ihren annehmenden Eltern erfahren, prägt ihr Denken und Fühlen darüber, wer sie sind. Wer bin ich? Wem sehe ich ähnlich? Was habe ich von meinen Eltern? War an mir etwas nicht richtig, dass sie mich nicht wollten? Wie wäre ich geworden, wenn ich das leibliche Kind meiner Adoptiv- oder Pflegeeltern wäre? Und kann ich die Erwartungen meiner »neuen Eltern« überhaupt erfüllen, wo ich doch das Kind anderer Eltern bin? Diese und weitere (manchmal unausgesprochene) Fragen tragen Adoptiv- und Pflegekinder in sich.

Wie entsteht Identität und wie entwickelt sich ein festes Konzept davon, wer man selbst eigentlich ist? Die Identitätsfrage stellt sich schon früh und letztendlich lebenslang in verschiedener Intensität und immer wieder anderer Ausprägung, je nach Altersstufe. Durch welche innere Haltung und durch welche Worte können annehmende Eltern ihr Kind unterstützen? Was sollten Kinder über ihre Herkunftsfamilie wissen? Wie kann man Kindern helfen, wenn man nur wenig weiß?

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmenden ist erwünscht.


Kinder aus aller Welt in Pflege- und Adoptivfamilien

Es ist keine leichte Aufgabe, Kindern, die in diesem Land durch ihr Aussehen als nicht zur Mehrheitsgesellschaft zugehörig eingestuft werden, bei ihrer Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Nicht selten wird ihnen abgesprochen in diesem Land zuhause zu sein, dazuzugehören. Sie werden zutiefst verletzt. Sie erleben Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus. Von klein an werden die Kinder auf besondere Weise gemustert. Sie erzählen selten, was ihnen widerfährt, sie wollen diesen Schmerz möglichst schnell vergessen oder abspalten oder ihre annehmenden Eltern schützen. Da sie sich mit ihren meist Weißen Eltern identifizieren und Weiße Werthaltungen verinnerlichen, gehen sie hin und wieder davon aus, dass sie zurecht schlecht behandelt werden.

Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass annehmende Eltern ihren Kindern von klein an zusichern, dass sie in Ordnung sind und die anderen, die sie verletzen, im Unrecht sind. Kinder benötigen schon früh Aufklärung darüber, was Rassismus eigentlich ist und wie er entstanden ist.

Welche inneren Haltungen die Bezugspersonen brauchen, wie diese sich bei rassistischen Verhaltensweisen gegenüber ihren Kindern gegenüber und ihrer Umwelt gegenüber verhalten sollten, wird bei dieser Fortbildung erarbeitet werden.


Herzwurzeln – Pflegekinder und die Bedeutung ihrer Herkunftsfamilie

Mit den leiblichen Eltern oder einem leiblichen Elternteil aufzuwachsen, ist in unserer Kultur selbstverständlich. Durch seine Familie weiß ein Mensch, wer er ist, bekommt seine Besonderheit, seine Unverwechselbarkeit, seine Identität. Fast alle Kinder in Pflegefamilien fühlen sich auch bei dichten und sicheren Bindungen zu ihrer sozialen Familie als Teil ihrer Herkunft. Oftmals fühlen Pflegekinder viel Schmerz, Trauer oder Scham wegen ihres besonderen Schicksals, Kind von Eltern zu sein, die nicht jeden Tag für ihr Kind da sein können.

Wir wissen, dass es die Beziehung eines Pflegekindeskindes zu seinen Pflegeeltern intensiver wird, wenn seine Herkunftsfamilie von seiner annehmenden Familie wertgeschätzt wird. Dies kann in Gesprächen oder Ritualen geschehen oder anlässlich der Besuchskontakte.

Wie können sich Pflegeeltern mit dem angenommenen Kind auf einen guten Weg machen, damit die Kinder ihre Realität bewältigen, eine positive Identität finden und langfristig mit ihrem besonderen Schicksal Frieden schließen können?

Das Einbringen persönlicher Fragen der Teilnehmenden ist an diesem Fortbildungstag erwünscht.


Herkunftsfamilie und Pflegefamilie in Balance – Chance für das Pflegekind
Alternativtitel: Kinder mit zwei Familien

Bei Pflege- und Adoptivkindern sind leibliche und soziale Elternschaft auf zwei Familien verteilt. Das ist eine besondere Familienrealität. Was bringen Pflegekinder und Adoptivkinder aus ihren Ursprungsfamilien mit? Welche Einflussmöglichkeiten hat die soziale Familie? Welche Rolle spielen Loyalitäts- oder Identitätskonflikte? Pflegeeltern und Adoptiveltern sollten – wie auch immer – eine innere Grundhaltung zur Herkunftsfamilie finden, die dem Kind ermöglicht, seine ungewöhnliche Realität schrittweise zu bewältigen. Das ist oftmals nicht leicht.

Nur wenn es eine wie auch immer gelebte Balance zwischen Herkunfts- und sozialer Familie gibt, kann eine positive Entwicklung des Kindes bei sozialen Eltern gelingen. Wie kann die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie gestaltet werden, damit das Kind nicht darunter leidet, sondern davon seelisch profitiert?

Das Einbringen eigener Fragestellungen ist erwünscht.


Besuchskontakte von Pflegekindern zu ihrer Herkunftsfamilie: Belastung oder Chance?

»Kontakte zur Herkunftsfamilie« ist eines der kompliziertesten Themen im Pflegekinderbereich. Viele Kinder werden unruhig, aggressiv, schlafen schlecht, nässen wieder ein oder fallen in andere alte Verhaltensweisen zurück. Doch es gibt auch Pflegekinder, die vor, während und nach Besuchen ihrer Angehörigen zufrieden sind. Was ist der Sinn und zwecke von Kontakten zur Herkunftsfamilie? Was geschieht am Besuchstag? Wie können Umgangskontakte für die Kinder verträglich gestaltet werden? Was sind die Voraussetzungen für das Gelingen der Kontakte? Was brauchen die Kinder vor und nach den Besuchen bei ihren Eltern an Hilfe durch ihre Pflegeeltern? Wo und wann sind Grenzen im Interesse der Kinder zu ziehen? Wann müssen Besuche unterbunden werden und wann gefördert? Und was ist mit Kindern, die überhaupt keine Kontakte mehr zu ihren Elternteilen haben?

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmenden ist an diesem Fortbildungstag erwünscht.


Konfliktfeld Rückplatzierung

Ob eine Rückführung dem seelisch sozialen Wohl von Kindern oder Jugendlichen dient oder nicht, muss von den Fachkräften frühzeitig sorgfältig abgeklärt werden. Welche Voraussetzungen müssen Herkunftsfamilien erfüllen, damit ein Wiederzusammenleben mit dem Kind oder Jugendlichen gelingt? Wie lange darf eine Perspektive offen sein? Wie müssen Kontakte zu den Angehörigen des Kindes oder Jugendlichen gestaltet werden? Was müssen Pflegeeltern, was muss die Institution leisten, um eine Rückkehr des Kindes vorzubereiten? Welche Unterstützung und welche Hilfen benötigen Kind oder Jugendlicher und Herkunftsfamilie? In welchen Fällen ist eine Rückkehr auszuschließen, weil sie gegen die Interessen des Kindes verstößt? Wie kann in Konfliktfällen vorgegangen werden?

Anhand von konkreten Beispielen der Teilnehmenden soll das Thema vertieft werden.


Kindern in Krisen helfen – Rolle und Auftrag der Bereitschaftspflege

Krisen unterschiedlichsten Ursprungs führen dazu, dass Kinder ihr Zuhause plötzlich verlassen müssen. Die Kinder haben bei einer solchen Herausnahme oft schon eine Zeit von mangelnder Versorgung, Wechselbädern der Gefühle, Angst, Alleinsein und Stress hinter sich. Dennoch ist der Schritt der Trennung eine unvorstellbar spannungsreiche und schmerzhafte Erfahrung. Die Kinder verlieren meist unvorbereitet alles bisher Vertraute.

Alle Kinder im Umbruch brauchen Erwachsene, die sie in ihrem Schmerz begleiten und ihnen Orientierung geben. Die Angst, Wunden aufzureißen oder etwas Falsches zu sagen, führen oft dazu, dass von Betroffenen und Fachkräften den Kindern in ihrer Notlage zu wenig gesagt wird.

Welche Worte und welche Hilfen Kinder von ihren Bereitschaftspflegeeltern brauchen, wie die Kontakte zur Herkunftsfamilie im Interesse der Kinder vor- und nachbereitet werden können, wie die Anbahnung in eine neue Familie oder die Rückkehr in die Familie des Kindes gestaltet werden kann, soll an diesem Tag vermittelt werden.

Das Einbringen eigener Fragestellungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist möglich und erwünscht.


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