abgerufen am 16.1.2006 unter http://www.eb-regensburg.de/literaturlisteneu.htm
Im Umgang mit Kindern stellt sich für Erwachsenen häufig die Frage, wie viel Wahrheit Kindern zumutbar ist – angefangen bei den kleinen Dingen des Alltags bis hin zu einschneidenden Ereignissen und schicksalhaften Geschehnissen wie Trennung, Suizid, Adoption oder Unterbringung in einer Pflegefamilie. Die Autorin vertritt in überzeugender Weise die Ansicht, dass Offenheit und Aufrichtigkeit der Entwicklung eines Kindes immer förderlicher sind als Verschweigen und Tabuisieren. Anhand vieler Beispiele zeigt sie auf, wie belastende Wahrheiten kindgemäß formuliert und vermittelt werden können. Unserer Ansicht nach ein sehr beeindruckendes und hilfreiches Buch!
Irmela Wiemann plädiert für Aufrichtigkeit in der Erziehung
Soll man sich verabschieden, wenn man den Sohn oder die Tochter zum Kindergarten bringt, auch wenn es Tränen gibt, oder sich lieber heimlich davon schleichen? Ist es nicht besser, Kinder zu schützen, indem man ihnen unerfreuliche Wahrheiten — so lange wie möglich — vorenthält? Ganz im Gegenteil, meint Irmela Wiemann. In ihrem Buch erklärt die Psychologin, warum ein Kind, das lernt, sich unangenehmen Situationen zu stellen, besser auf sein späteres Leben vorbereitet ist.
Um die kleinen Unaufrichtigkeiten des Alltags geht es im ersten Teil. Da bei bleibt die Autorin so konkret und anschaulich wie möglich, indem sie die Geschichten einzelner Kinder erzählt: »Der 18 Monate alte Jonas läuft in einem Lokal von Tisch zu Tisch und kokettiert mit den anderen Gästen. Die Mutter ruft: ›Jonas, komm zurück. Die Leute schimpfen.‹ Jonas hingegen erlebt, dass die Leute ihn freundlich anlachen.« Er kehrt aber zurück, und die Mutter atmet auf, denn sie hat jeglichen Konflikt, sowohl mit den anderen Gästen als auch mit Jonas, vermieden. Gleichzeitig hat Jonas aber erfahren, dass er sich nicht auf die eigenen Wahrnehmungen verlassen kann. Er wird unsicher und ist dauernd angespannt. Durchschaut ein Kind indes solche Bequemlichkeitslügen, so lernt es, dass es in Ordnung ist zu schwindeln.
Dabei hätte Jonas’ Mutter mehrere Möglichkeiten gehabt, die Situation auch ohne Lüge zu bewältigen. Das ist allerdings anstrengender, denn »wir können nicht beides haben: dem Kind ein Vergnügen nehmen und dazu seine Einwilligung bekommen«. Da muss man schon mal Zorn oder Enttäuschung aushalten können. Gleichzeitig gibt man dem Kind aber Sicherheit, weil es weiß, woran es ist, und erfährt, dass die Liebe zueinander auch einen Streit aushält.
Leider wähnt man sich als Leser streckenweise im falschen Buch, wenn die Autorin — zwar kenntnisreich, aber doch sehr vom Thema abschweifend — über die besonderen Probleme von Kindern schreibt, deren Eltern sich getrennt haben, oder solchen, die in
Pflege-
oder Adoptivfamilien leben. Wahrhaftigkeit oder ihr Fehlen ist bestenfalls ein Teilaspekt der hier ausführlich geschilderten Schwierigkeiten.
Irmela Wiemann gelingt es jedoch, den Faden wieder aufzunehmen, als sie die Gründe anspricht, die es tatsächlich schwer (und manchmal unmöglich) machen können, Kindern die Wahrheit zu sagen. So berichtet sie von Chiara, die bei den Großeltern aufwächst, weil der Vater die Mutter getötet hat. Kinder spüren meist sehr genau, dass Erwachsene bedrückt sind oder bestimmte Themen nicht angesprochen werden dürfen. Deshalb beschreibt Wiemann, wie man ihnen selbst in solch schmerzhaften Situationen Klarheit und Gewissheit vermitteln kann: »Der bessere Schutz für das Kind ist, wenn es erfährt, dass der oder die nahe Erwachsene mit diesen schweren Fakten leben und umgehen kann und dem Kind bei der Bearbeitung mutig hilft.« Dann kann es sogar zu einem besonders belastbaren Menschen heranwachsen.
»Was soll ein Kind wissen? Was kann ein Kind psychisch verkraften? Was soll es besser nicht wissen? Woran beteilige ich mein Kind und wo halte ich es heraus? Wann ist der geeignete Zeitpunkt, ein Kind mit einer besonders schmerzlichen Wahrheit zu konfrontieren?« Diese und ähnliche Fragen sind der Autorin bei Fortbildungen und Vorträgen immer wieder gestellt worden. Mit dem vorliegenden Buch macht Wiemann ihre Antworten einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich. Dabei geht sie von dem Grundsatz aus, dass es kaum etwas gibt, was wir Kindern nicht sagen können. Doch wir müssen dosiert, liebevoll und sanft dabei vorgehen, sodass sie an den großen Belastungen des Lebens reifen und wachsen können. Wiemann präsentiert ein Buch, das sich nicht scheut, viele schwierige Situationen anzusprechen. Der inhaltliche Bogen spannt sich von großen Umbrüchen im Familienleben wie beispielsweise die Trennung der Eltern, Neubeginn in einer Einelternfamilie, Stieffamilien,
Pflege-
oder Adoptivfamilie über das Leben in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bis hin zur Biograflearbeit mit Kindern. Damit gibt die Publikation Sozialpädagoglnnen für ihr Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen aus »besonderen Familien« zahlreiche Anregungen zum hilfreichen Umgang.
In der Darstellungsweise geht die Autorin jeweils von konkreten Fallbeispielen aus, in die sie eine Fülle an methodischen Hinweisen exemplarisch einarbeitet. Damit liegt ein interessant zu lesendes, praxisorientiertes Buch in bereits dritter Auflage vor, das zu einem »Muss« für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und dabei Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen im Blick haben und verknüpfen wollen, wird.
abgerufen am 8.4.2007 unter http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,2384254,00.html
Buchtipps zur Sendung 37° Mein geliehenes Kind - Zuhause in einer Pflegefamilie gesendet am 18.10.2005
Der Buchtitel ist zugleich eine Frage, mit der sich alle Eltern auseinandersetzen. Der Ratgeber zeigt, wie vermeintlich kleine und große Lügen auf Kinder wirken können. Dabei hängt es von unserem Umgang als Erwachsene mit der Wahrheit ab, ob und wie Kinder später Wahrheiten verkraften können. Das Buch hilft Eltern, im Gespräch mit ihren Kindern die richtigen Worte und Bilder zu finden. An vielen Beispielen zeigt Irmela Wiemann, wie man Kindern die kleinen und großen Belastungen des Lebens vermitteln kann, so dass sie daran reifen und wachsen können. Dabei werden grundlegende Verhaltensweisen von Erwachsenen gegenüber Kindern und Themen wie sexuelle Aufklärung und der Umgang mit Nikolaus und Osterhase angesprochen. Aber auch der Umgang mit Trennungen der Eltern, dem Leben in »besonderen Familien«, dem Leben mit tragischen Ereignissen und die Erarbeitung der Biographie mit Kindern wird thematisiert. Das Buch richtet sich an Mütter und Väter, Alleinerziehende, Stieffamilien,
Pflege-
und Adoptiveltern, aber auch an Großeltern und Verwandte.
Die Diplom-Psychologin und Familientherapeutin Wiemann behandelt ein Thema, das auch unter Fachleuten umstritten ist. Wie viel Wahrheit kann ein Kind in welchem Alter seelisch verkraften? Sie plädiert für die Aufrichtigkeit schon gegenüber kleinen Kindern und bezieht sich sowohl auf kleine Lügen im Alltag (Klapperstorch, Osterhase) als auch auf große Ereignisse im Familienleben (Trennung der Eltern, Trennung von zu Hause). Kindern in besonderen Familienkonstellationen (Kinder in
Adoptiv-
und in Pflegefamilien) wird ein eigenens Kapitel gewidmet, da die Autorin über intensive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit diesen Familien verfügt. Es wird auch aufgezeigt, in welchen Situationen Lügen angemessen sein können. Mit Fallbeispielen anschaulich und grafisch übersichtlich gestaltet. Mit weiterführenden Literaturhinweisen.
Für betroffene und interessierte Eltern sowie Fachleute.
am 22.7.2004 unter http://forum.eltern-treff.de/board.php?boardid=69
Es gibt übrigens ein hervorragendes Buch, das sich mit diesem Thema befasst....für mich ist es schon sowas wie eine
Adoptiv-
und Pflegeeltern»bibel«. ... Ich kann das wirklich jedem ans Herz legen, der ein
Adoptiv-
oder Pflegekind oder auch Stiefkind hat!
Irmela Wiemann beschreibt in gut lesbarer Sprache und anhand vieler Beispiele, wie sich Unwahrheiten und »Notlügen« auf die Kinderseelen und in weiterer Folge auf das Verhalten der Kinder auswirken können.
Lügen und Geheimnisse belasten Kinder und Eltern meist mehr als die Kenntnis der Wahrheit. Ein kritischer Punkt in diesem Zusammenhang ist die »Kognitive Dissonanz«, die Nichtübereinstimmung von Wahrnehmungen oder Einstellungen oder Informationen, die beim Kind zu Spannungen und Unbehangen führen können. In weiterer Folge sogar zum Verlust an Selbstvertrauen, Sicherheit, Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz beitragen.
Liebevoll vermittelte Gewissheit hat heilende Wirkung. In solchen Situationen ist es jedoch sehr wichtig, die Gefühle des Kindes ernst zu nehmen und sie nicht abzuschwächen.
Irmela Wiemann beschreibt in ihrem Buch auch, wie der Umgang mit der Wahrheit in schwierigen Situationen aussehen kann. Dabei erörtert sie Themen wie z.B die Trennung der Eltern, der Tod eines Elternteils oder naher Verwandter, die Fremdunterbringung von Kindern und andere traumatische Situationen auf sehr verständliche und nachvollziehbare Art und Weise.
Im letzten Kapitel beschreibt sie, wie sie mit Lebensbüchern und Lebensbriefen an der Biographie mit Kindern mit schwersten Vorgeschichten arbeitet.
Aus meiner Sicht ist dieses Buch ein empfehlenswerter Ratgeber für Eltern und eine interessante
(Pflicht-)
Lektüre für Fachkräfte im Jugendwohlfahrtsbereich.
abgerufen am 26.8.2005 unter http://www.wien.gv.at/menschen/magelf/pdf/magazmapa0401.pdf
... ist es mit diesem Buch gelungen, einen Ratgeber für (fast) alle schwierigen und gängigen Situationen zu schreiben, der nicht nur Fallbeispiele beinhaltet, sondern auch konkrete Lösungsmöglichkeiten. Das Buch ist übersichtlich, ansprechend strukturiert und gut lesbar.
Ein phantastisches Buch, das einem Mut macht, die dringend anstehenden Themen in der Familie aufrichtig und liebevoll anzugehen!
Insgesamt ein lesenswertes und anregendes Buch, das Mut macht zur Aufrichtigkeit und Echtheit gegenüber Kindern.
Frau Wiemann versteht es, jeden Beteiligten in seiner jeweiligen Rolle im Geschehen wahrzunehmen und wertzuschätzen. Gleichzeitig kann sie auf verständnisvolle Weise dem Erziehenden vermitteln, was er zur eigenen Auseinandersetzung beitragen kann und gibt gleichzeitg Ermutigung, das anstehende Problem bewältigen zu können.
Auf sehr eindrückliche und verständliche Weise gelingt es der Autorin aufzuzeigen, wie wichtig es speziell für Kinder mit besonderen Biografien ist, dass wir ihnen helfen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verknüpfen. Sie gibt hilfreiche praktische Anregungen, welche zur Umsetzung ermutigen und diese erleichtern.
...
Dieses Buch ist es wert, von allen Menschen gelesen und immer wieder zur Hand genommen zu werden, die in irgendeiner Weise mit Kindern zu tun haben. Für
Pflege-
und Adoptiveltern möchte ich es zur Pflichtlektüre erklären!
Es ist eine der großen Stärken des leicht lesbaren, übersichtlich aufgemachten und gut illustrierten Ratgebers, dass die Autorin ihre Beobachtungen und Empfehlungen anhand vieler Beispiele erläutert. Dabei erfährt der Leser eine Menge Wissenswertes über die Eigenart und Entwicklung der kindlichen Psyche. Denn die Autorin gibt nicht nur Rat. Sie weckt auch Verständnis dafür, wie Kinder die Welt erfahren und auf welche Weise sie Lügen und die Wahrheit erleben.
Das Buch ist ein differenziertes, anschaulich und gut geschriebenes Buch über den Umgang mit der Wahrheit. Alltagssituationen werden ebenso behandelt, wie große Krisen und traumatische Erfahrungen. Es ist fühlbar, dass die Autorin aus reicher Erfahrung schreibt.
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Und – was gar nicht so selbstverständlich ist, wenn Erwachsene über Kinder schreiben – die Kinder und ihre Lebenswelt stehen konsequent im Mittelpunkt.
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Wie Erwachsene mit Kindern sprechen können, wie sie ihnen auch äußerst schwierige und schmerzhafte Wahrheiten vermitteln können, ist anschaulich beschrieben.
Ein sehr lesenswertes Buch, das an vielen Stellen unter die Haut geht.
In behutsamer Weise nähert sich Wiemann dem Thema, wieviel Wahrheit ein Kind vertragen kann, wann der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, ein Kind mit einer schmerzlichen Wahrheit zu konfrontieren und mit welchen Worten Kindern ein schwieriger Sachverhalt näher gebracht werden kann.
abgerufen 2002 unter http://www.inkanet.de/db/body_a_soul/trauer/literatur.html
Kindern gegenüber von klein an aufrichtig zu sein, führt bei ihnen zu Selbstbewußtsein, Sicherheit und zur Fähigkeit, später im Leben konfliktfähig zu sein. So schmerzhaft verschiedene Ereignisse auch sein mögen: liebevoll vermittelte Gewissheit hat heilende Wirkung auf Kinder und Jugendliche. Der Ratgeber von Irmela Wiemann ist nicht speziell auf das Thema Krebs bezogen, ist jedoch ein Plädoyer, aufrichtig und eindeutig zu sein. Zahlreiche Praxisbeispiele, angefangen von kleinen Alltagslügen wie: »Papa kann vom Himmel aus alles sehen und ist jetzt ganz unglücklich, dass Du es mir wieder so schwer machst.« bis hin zu tragischen Familienbiografien, verdeutlichen dem Leser in verständlicher Art und gut nachvollziehbar, die Auswirkung von Lebenssituationen auf die Kinder und zeigt beispielhaft einen möglichen Umgang mit diesen Situationen. Man spürt beim Lesen, dass die Dipl.-Psychologin und Familientherapeutin über langjährige Praxiserfahrung verfügt und ihr gelingt es mit diesem Buch betroffenen Eltern, Stiefeltern, Großeltern einen überzeugenden, sehr praxisbezogenen Ratgeber an die Hand zu geben.
... Irmela Wiemann befasst sich in ihrem Buch mit vielen wichtigen Themenbereichen, die bei einem authentischen Umgang mit Kindern und Jugendlichen von Bedeutung sind. Dabei spart sie auch schwierige und belastende Themen nicht aus. Sie zeigt modellhaft Wege auf, die helfen können, offen und aufrichtig mit Kindern zu sprechen, ohne dabei berechtigte und notwendige Grenzen zwischen
Erwachsenen-
und Kinderwelt zu verletzen. Ihr Ansatz wird anhand vieler konkreter Verhaltensvorschläge und Fallbeispiele aus unterschiedlichsten Lebensbereichen sehr lebendig dargestellt und wirkt dadurch einleuchtend und nachvollziehbar. Bei allen Fallbeschreibungen nimmt die Autorin konsequent den Blickwinkel der betroffenen Kinder ein. Dadurch wird man als Leser/in immer wieder angeregt, sich sozusagen »in Augenhöhe zu begeben« und die Dinge aus der Perspektive des Kindes zu betrachten.
Wie in ihren anderen Büchern hat Frau Wiemann auch hier wieder den richtigen Ton getroffen. Sie stellt zwar hohe Anforderungen an die Fähigkeiten von Eltern bzw. anderen erwachsenen Bezugspersonen. Dabei ist es jedoch nicht ihre Absicht, Leser oder Leserinnen zu kritisieren oder ihnen ihre eigene Unfähigkeit vor Augen zu halten. Sie weist ausdrücklich darauf hin, wie schwierig im Einzelfall ein ehrlicher, aufklärender Umgang mit Heranwachsenden für die beteiligten Erwachsenen sein kann. Sie betont, dass diese hierbei ggf. selbst kompetente Hilfestellung bzw. fachliche Beratung benötigen. Erwachsene, die mit den ihnen anvertrauten Kindern den von Irmela Wiemann aufgezeigten Weg gehen wollen, brauchen viel Mut und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Sie müssen sich ihren eigenen Gefühlen stellen, ggf. ihre eigene Trauer bearbeiten, zunächst selbst mit gewissen Krisensituationen ihres Lebens ins Reine kommen.
Unter diesen Voraussetzungen kann eine befriedigende Beziehung ohne Tabus zwischen Erwachsenen und Kindern gelingen und zu einem stabilen Vertrauensverhältnis und gegenseitiger Achtung führen.
Ein sehr lesenswertes Buch, das an vielen Stellen unter die Haut geht.
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